ZDF/3Sat
Christian Thielemann – Mein Strauss
2014 feiern wir den 150. Geburtstag von Christian Thielemanns Lieblingskomponisten: Richard Strauss. „Du sollst beim Dirigieren nicht schwitzen – nur das Publikum soll warm werden“. „Dirigiere „Salome“ und „Elektra“ als seien sie von Mendelssohn: Elfenmusik!“. Goldene Regeln, aufgestellt von Richard Strauss selbst. Und Thielemann, was sagt er?
Strauss ist Ton gewordener Widerspruch, komponierter Gegensatz von scheinbar
Unvereinbarem. Christian Thielemann drückt das so aus: „Ich war oft in Garmisch im
Haus von Strauss, da hat sich bis heute nichts verändert. Da stehen die Bierkrüge,
hier wohnte ein gutbürgerlicher Mensch, schlief in gestärkter Bettwäsche, spielte Skat,
und es gab einen anständigen Sonntagsbraten – das alles atmet diese Atmosphäre.
Und dass dieser Mann dann in solche abseitigen Milieus wie »Elektra« und »Frau
ohne Schatten« abdriftete, das spricht ja Bände.“ Diesen Widerspruch auszuloten in der Musik von Strauss, zwischen bürgerlichem Leben und künstlerischem Exzess, zwischen Rückbesinnung und Bewahrung der Tradition und klarer Überschreitung der Grenzen, das kann keiner so wie Thielemann. Auch Thielemann ist wie Strauss ein bürgerlicher Mensch mit einer großen Liebe zur deutschen Kultur, einer ziemlich pompösen Villa am Griebnitzsee und einer großen Kunstsammlung. „Ich bekenne mich dazu“, sagt er, „ich finde einfach, dass das schön ist. Guter Wein, gute Musik, tolle Orchester“.