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Geheimnisvolle Orte: Liebenberg
Der letzte deutsche Kaiser und Reichsmarschall Göring schossen hier ihre Böcke – genauso wie die Genossen Pieck und Ulbricht. In Liebenberg wurden politische Weichen gestellt und deutsche Geschichte geprägt und doch findet sich der Ort in kaum einem Geschichtsbuch.
Im Kaiserreich versammelt sich hier die sogenannte Liebenberger Tafelrunde um den Gastgeber Philipp Fürst zu Eulenburg und seinen besten Freund Wilhelm II. Die Runde jagt und geht ihren musischen Neigungen nach.
In Liebenberg werden wichtige politische Entscheidungen vorbereitet und im informellen, idyllischen Rahmen erörtert; darunter auch die Entlassung Bismarcks. Doch diese Treffen werden argwöhnisch beobachtet. Gerüchte werden gestreut und so ein Skandal initiiert, der nicht nur Liebenberg, sondern das ganze Kaiserreich in seinen Fundamenten erschüttert.
Aus Liebenberg stammt aber auch eine der faszinierendsten und schillerndsten Figuren des deutschen Widerstands gegen den Nationalsozialismus: Libertas Schulze-Boysen. 1942 wird sie von den Nationalsozialisten als Mitglied der Roten Kapelle hingerichtet und bleibt lange, sowohl im Osten, wie auch im Westen, umstritten.
Nach dem Krieg wird Liebenberg zu einem parteieigenen Mustergut. Es ist ein privilegierter Ort, zumal sich im Liebenberger Seehaus auch das ZK der SED erholt. Doch nach der Wende wird der Ort zu einem Symbol des Ausverkaufs der DDR: Die Schlagzeile „Ein Dorf wird verkauft“ geht um die Welt, als ganz Liebenberg per Zeitungsinserat zum Verkauf an einen einzigen Investor angeboten wird.
Gemeinsam mit Zeitzeugen und Experten sowie mit der Hilfe von Archivmaterial spürt der Film einigen Liebenberger Geheimnissen nach: Was steckt hinter dem Skandal, der Anfang des 20. Jahrhunderts nicht nur Liebenberg, sondern das ganze Kaiserreich in seinen Fundamenten erschüttert? Welche Rolle spielt Libertas Schulze-Boysen im Widerstand gegen Hitler? Wieso soll ein ganzes Dorf verkauft werden?