Mit 75 Jahren ist für Christoph Eschenbach eines sicher: er dirigiert weiter bis zu seinem 100. Geburtstag. Beheimatet in der Musik, liegen Eschenbachs Wurzeln im Norden Deutschlands und sein Lebensmittelpunkt in Paris. Zeit für Arte, den musikalischen Weltbürger in einem Portrait zu würdigen, das sein aktuelles Wirken zwischen Hamburg, Paris und Washington mit Archivaufnahmen und persönlichen Momenten verbindet.
Eschenbachs erste Erinnerung an das Leben ist der Tod. Die Mutter bei der Geburt gestorben, der Vater in einem Strafbataillon der Wehrmacht gefallen, strandet der Fünfjährige mit seiner Großmutter in einem Flüchtlingslager in dem er als Einziger eine Typhusepidemie überlebt. Eschenbachs spätere Adoptivmutter rettet ihn aus dem Lager. Sie ist Pianistin und Sängerin und über ihre Musik findet er ins Leben und zur Sprache zurück. Seit dieser Zeit lotet Christoph Eschenbach mit seiner Musik alle Grenzen aus.
Was nach den traumatischen Anfängen folgt, ist ein traumhafter Aufstieg: Aufgewachsen in Neustadt in Holstein gewinnt Eschenbach schon als Zehnjähriger beim Hamburger Steinway-Wettbewerb den 1. Preis. Studium dann in Hamburg: Klavier bei Eliza Hansen und Dirigieren bei Wilhelm Brückner-Rüggeberg. Nach erneuten Preisen beim ARD-Wettbewerb und beim Concours Clara Haskil beginnt eine erfolgreiche Pianisten- und Dirigentenkarriere, gefördert durch Herbert von Karajan und George Szell.
1972 debütiert Eschenbach dann als Dirigent in Hamburg. Es folgen wichtige Stationen in Ludwigshafen, an der Tonhalle Zürich, er führt das Houston Symphony Orchestra zu neuem Glanz, übernimmt das NDR Sinfonieorchester und leitet von 2000 bis 2010 das Orchestre de Paris. Seit 2010 ist er Chef in Washington.
Doch neben dieser klassischen Karriere gibt es weitere Schwerpunkte: 1986 gründet er mit seinem Freund Justus Frantz das Schleswig-Holstein Musik Festival (SHMF) dessen Gesamtleitung er später übernimmt. Aber am wichtigsten in Eschenbachs Leben sind neben der eigenen Karriere, die Karrieren, die er lange gefördert und begleitet hat. Drei Musiker sind hier besonders wichtig: Tzimon Barto, Renée Fleming und Lang Lang.
Dokumentation, 2017, 52 Min.
Buch und Regie: Andreas Morell
Kamera: Thomas Frischhut
Schnitt: Nina Mühlenkamp
Herstellungsleitung: Linn Sackarnd
Redaktion: Claudia Cellarius (NDR)
Produzent: Bernhard von Hülsen
Eine Auftragsproduktion für NDR/Arte