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Von der Fabrik zur Kunst – Das MACS in Grand-Hornu
Früher eine der größten Steinkohlezechen in Belgien, ist Grand-Hornu heute ein Juwel europäischer Industriekultur. Das UNESCO-Weltkulturerbe lockt trotz seiner Abgeschiedenheit neben Architektur-Fans auch Liebhaber zeitgenössischer Kunst an. Seit mehr als zwei Jahrzehnten wird im MACS, dem Musée des Arts Contemporains, zeitgenössische Kunst in Verbindung mit der Geschichte des Industriekomplexes gesetzt. „Von der Fabrik zur Kunst – Das MACS in Grand-Hornu“ blickt sowohl auf die bewegte Geschichte des Ortes im Kohlezeitalter zurück als auch auf die mutige Entstehungsgeschichte des Museums.
Um in Grand-Hornu mehr Kohle fördern zu können, sollten Arbeiter aus aller Welt angelockt werden. Henri de Gorge, der Gründer von Grand-Hornu, startete dafür 1810 sein Großprojekt. Er ließ eine Arbeitersiedlung bauen – mit einer Schule, einer Bibliothek und einem Krankenhaus, Grünflächen und sogar einem Ballsaal. Sein Plan ging auf: innerhalb von nur zehn Jahren stieg die Zahl der Arbeiter um das Siebenfache an und die Kohleförderung schnellte in die Höhe. Eine starke Gemeinschaft, um die er sich kümmerte – und die er gleichzeitig ausbeutete.
Im Zuge der Kohlekrise Mitte der 1950er-Jahre musste auch Grand-Hornu die Zeche schließen. 1954 wurden die letzten Kohlestücke aus den Mienen gefördert und die Türen der Fabrik geschlossen. Jahrzehntelang lag das Gelände im Dornröschenschlaf und verfiel. Erst eine beherzte und mutige Initiative des Gründungsdirektors des MACS, Laurent Busine, sorgte für den Wiederaufbau und die Neuentdeckung des Orts. Sein wagemutiger Plan: nicht nur ein renommiertes zeitgenössisches Museum zu gründen, sondern auch die Menschen aus der Umgebung mit einzubeziehen.